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Die Künstlergruppe T.R.O. spielte zwischen 1998 und 2000 und danach in einer anderen Zusammensetzung eine Rolle in Oberschöneweide, dem früheren riesigen Industriegebiet Ostberlins. Sie war neben Knorkator und einer Diskoveranstaltung in den Reinbeckhallen die erste Institution, der es gelang, Publikum in nennenswertem Umfang ins abgelegene Schöneweide zu bringen.
Bis 1989 arbeiteten 60.000 Menschen in Oberschöneweide, in den gewaltigen Hallen der TRO (Transformatorenwerke Oberschöneweide) und andern Fabriken. Nach der Wende wurden diese Werke von ihren Konkurrenten aus dem Westen aufgekauft und nach dem Einkassieren der EU Fördergelder abgewickelt. 1997 als ich in Berlin ankam, waren von den 60.000 Arbeitern noch ca. 60(!) fest angestellt - als Pförtner, Hausmeister oder ähnlichem.
Die Stimmung in Oberschöneweide war dementsprechend. Bei den Ansässigen war die Wut vor allem Resignation gewichen, während einige mutige Investoren aus dem Westen sich schon eingekauft hatten. Die ehemaligen Transformatorenwerke TRO zwischen Wilhelminenhofstrasse und Spree waren eines der neu erworbenen Objekte. Um die Räume auch im unsanierten Zustand vorübergehend vermieten zu können, wurde ein komplettes ehemaliges Bürogebäude an Künstler vergeben. Immerhin waren Toiletten zugänglich und dort konnte man auch Wasser zapfen, Heizungen gab es jedoch nicht. Hier zogen nun einige Künstler ein, die sich kein Atelier im Stadtzentrum leisten konnten. In kurzer Zeit entwickelte sich eine Gemeinschaft, die bald zur Gründung der Künstlergruppe T.R.O. führte.
Die ersten, die die riesigen leerstehenden Flächen zu nutzen begannen, waren aber nicht die Künstler dieses Atelierhauses, sondern die Gruppe Kunstkaos, die auf dem Nachbargelände untergebracht war. Sie waren die eigentlichen Pioniere und fanden Verhältnisse vor, die ihren Nachfolgern erspart blieben. Sie empfingen die Bewohner des Künstlerhauses zuerst mit offenen Armen, eine bleibende Freundschaft entwickelte sich jedoch nicht.
Das Potential der Gruppe wurde in dieser Zeit nie völlig ausgeschöpft aber eine Ahnung der zerstörerischen sowie der schöpferischen Kraft konnte man beim Projekt USURA und schliesslich bei der Aktion Phase I-IV bekommen (Die Gruppe T.R.O. existierte danach in anderer Zusammensetzung weiter und ging später in der factory-berlin auf. Etwas mehr dazu gibt es unter http://www.leokoenigsberg.com/home/projekte-der-factory-berlin zu lesen.).
Die Aktion Phase I-IV hatte meiner Meinung nach wirklich Grösse und war nur zu dieser Zeit aus der Geschichte dieser Jahre und dem Ort Schöneweide denkbar. Der Krach dieses Abends war nostalgischer Nachklang einer untergegangen Industrielandschaft, in dem durch ihr Sterben für kurze Zeit offenen Freiräumen. Die Halle, das Licht, die aus Schrott gebauten Instrumente der Lärm der Performance, das Publikum - für mich verschmolzen sie an diesem Abend zu einem unvergesslichen und nicht wiederholbarem Ganzen. Die Vergangenheit war noch nicht weg und die Zukunft noch nicht da, alles war frei wenn auch vergänglich.
Das Fahnenprojekt USURA war ähnlich gross angelegt, von ähnlich finsterer Schönheit, endete aber in einem kleinen Desaster, das die Gruppe fast zerriss.
Denkbar waren die beiden grossen Projekte nur durch die vorangegangen. Wer sich dafür interessiert, findet die wichtigsten Stationen, zum Teil mit Bildern und den vorhandenen Tonaufnahmen versehen, nachfolgend hier. Hörenswert sind z.B. die beiden Performances zur Eröffnung und Finissage der Ausstellung in den Reinbeckhallen.
Dazu kamen die regelmässigen Werkschauen, die meist in den Ateliers der Gruppe stattfanden und die hier nur kurz aufgelistet sind.